Historie
Denkmalgeschützte Kellergröppe Raab, einmalig in Oberösterreich
Quelle: Reinhard Lindlbauer, 2021
Die Lagerung und gleichzeitige Reifung des Bieres der Brauereien des Innviertels erfolgte bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts außerhalb des Ortes. Die verbreitete Form der Lagerkeller waren tief in Berghänge gebaute Gänge, nach vorne abgeschlossen durch eine einfache Holztür, wie sie auch in Weinkellern in Niederösterreich angetroffen werden. Bezeichnet wurden diese Keller teilweise als Sommerkeller, aber auch Märzenkeller in der Gröppe.
Das Wort Gröppe hat eine sehr eng begrenzte Verbreitung. Der Ausdruck ist offensichtlich in Oberösterreich nur im Bereich des Enzenkirchner Sande in Verwendung, schreibt 2000 der Geologe Franz Grims in seiner Abhandlung über die Raaber Kellergröppen. Mit ziemlicher Sicherheit bilden die Enzenkirchner Sande eine zusammenhängende Decke in den Gemeinden Enzenkirchen, Raab, St.Willibald, Diersbach, Sigharting, Taufkirchen und Andorf. Das Wort „Greppe“ scheint im Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm auf, steht mit Grube und graben in Zusammenhang und ist ein vom Wasser ausgespülter Graben, in dem ein Hohlweg verläuft. Die Sande waren Meeresablagerung vor 18 Millionen Jahren. Auf Grund der Geländestrukturen vermutet Jandaurek in seinem Buch „Die Straßen der Römer 1951“, dass ein bedeutender Fahrweg auch durch die Kellergröppe geführt hat: wahrscheinlich eine Römerstraße.
Die Kellergröppe in Raab befindet sich am nordwestlichen Ortsrand und ist für Oberösterreich eine sehr ungewöhnliche und einmalige Anlage. Insgesamt 26 Sandkeller wurden in den Sandstein eingegraben, die als Lagerräume für Bier dienten. In den kleineren Kellern wurde Most und Obst gelagert. Geht man diesen Hohlweg entlang, fühlt man sich in die Kellergassen bekannter Weinorte in Niederösterreich versetzt. Jedoch nicht Wein, sondern Bier wurde hier seit dem Mittelalter bei konstanten acht Grad Celsius und relativ hoher Luftfeuchtigkeit gelagert. Sie wurden von den drei ehemaligen Brauereien Lindinger Brauerei (1588-1912), Schatzl Brauerei (1589-1932) und Neumayr Brauerei (1609-1909) benützt. Neben der Kellergröppe gibt es noch in Raab die Brünninger-, Geizberg-, Weeg-, Wetzlbach und Zellergröppe mit weiteren 44 Kellern.
Der bekannte Innviertler Mundartdichter Franz Stelzhamer kam auch auf seinen Reisen nach Raab und besuchte hier die Brauereien. Er genoss das ausgezeichnete Bier und die Jause in vollen Zügen, jedoch nicht wie üblich im Bräustüberl oder in einem anderen Gasthaus, sondern sehr oft in einem Sandkeller in der Kellergröppe. Ein Spruch von ihm lautet:
„Raaber Bier, Raaber Bier bist wie a graba Stier, haust um di, schlagst um di, sakra di!“
Franz Stelzhamer, Mundartdichter
Neben dem Biermuseum im Schatzlkeller wurde 1996 ein Denkmal zur Erinnerung an Franz Stelzhamer aufgestellt: Granitsockel mit Plockwalder Granit und Portrait sowie Text aus Bronze mit der Aufschrift:
„Franz Stelzhamer, Innviertler Mundartdichter, 1802-1874, Aber iazt frisch voran, übers Fichtstoan und Frahn, Wo’s dös böst Bier agat, z’Raab halt i stad.“
Inschrift Denkmal Stelzhamer
Im Jahre 1996 wurde die Kellergröppe mit ihren 26 Sandkellern mit Beschluss des Gemeinderates vom 30.6.1994 und Bescheid des Bundesdenkmalamtes vom 22.2.1996 unter Denkmalschutz gestellt, damit dieses Ensemble in seiner gesamten Schönheit der Nachwelt in ihrem Urzustand erhalten bleibt. Noch heute werden ein Großteil der Keller noch für Gemüse-Obst-Mostlagerung von Privatpersonen und von den Baumschulen für Pflanzenlagerung im Winter verwendet. Die Feuerwehr Raab nutzt das romantische Ambiente der Kellergröppe und veranstaltet alle zwei Jahre das traditionelle Kellerfest, das auch schon zu Zeiten der Schatzlbrauerei abgehalten wurde. Bereits mehrmals präsentierten die Innviertler Brauereien ihre Biere und seit 2012 auch das Raaber Bier vom Gastwirt Wolfgang Schraml.